„Sei frech und wild – und wunderbar!“

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Nach zwei Jahren Zwangspause war es endlich wieder soweit: An gleich vier Abenden begeisterten die jungen Schauspieltalente der Unterstufen-Theatergruppe des Frankenwald-Gymnasiums ihr Publikum. In einem eindrucksvollen Gesamtkunstwerk aus überzeugender Schauspielkunst und liebevoller Bühnenkulisse präsentierte die junge Schauspielgruppe Astrid Lindgrens berühmtes Mädchen mit den roten Zöpfen: „Pippi Langstrumpf“

Kronach. „Das habe ich noch nie versucht, also bin ich mir völlig sicher, dass ich es schaffen werde!“ Den Optimismus, der aus dem bekannten Zitat Pippi Langstrumpfs hervorgeht, hatte sich wohl auch Studienrätin Katharina Trapper auf die Fahnen geschrieben. „Vor vier Monaten hatte ich noch keine Ahnung davon, was es bedeutet, Regisseurin zu sein!“, erläuterte die Latein- und Sportlehrerin am Ende der letzten von vier komplett „ausverkauften“ Inszenierungen von Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ durch die Unterstufen-Theatergruppe des Frankenwald-Gymnasiums. Und ihren über 20 Schauspieltalenten erging es da nicht anders. Denn nach zwei Jahren Corona-Zwangspause feierten auch sie in zwei unterschiedlichen Besetzungen ihre Premiere auf der kleinen, aber feinen Bühne im 2. Stock des FWG. Der gemeinsame Erfolg spiegelte sich jedoch nicht nur im Besucherandrang, sondern vor allem in den begeisterten Reaktionen des Publikums wider. „Tolle Schauspielkunst und beste Unterhaltung!“ lautete das einhellige Fazit.

Dabei hatte Katharina Trapper erst gegen Ende des vergangenen Jahres spontan die Regie von ihrer schwangeren Kollegin Stefanie Aust übernommen. Den aus ihrer Sicht „Sprung ins kalte Wasser“ schaffte sie aber auch deshalb mit Bravour, weil sie neben „hoch motivierten Schauspieltalenten“ aus den 5. bis 7. Klassen auch die Abiturientin Chiara Mitter als Regie-Assistentin und vor allem Studiendirektorin Alexandra Reiter an ihrer Seite wusste. Die Kunstlehrerin hatte mit ihrem P-Seminar „Bühnenbild“, ihrem „Theater- und Filmseminar“ und dem Wahlfach „Bühnenbild“ die angemessene Kulisse geschaffen, vor der sich der „Freigeist“ Pippi Langstrumpf so richtig austoben konnte. Ergänzt wurde dieses bildgewaltige Gesamtkunstwerk durch die Mitglieder des Arbeitskreises Technik, der sich unter der Leitung von Nico Schreiber und Studiendirektorin Ute Walter für die professionelle Belichtung und Beschallung der Inszenierungen verantwortlich zeigte.

Erwartungshaltung und Vorfreude auf die Theaterabende waren gewaltig: „Ausverkauft!“ hieß es nach gerade einmal zwei Tagen, an denen man sich die Tickets im Sekretariat des FWG sichern konnte. Und trotz vieler Masken im Publikum: Die Begeisterung über das Geschehen auf der Bühne war Jung und Alt ins Gesicht geschrieben. Hauptverantwortliche hierfür: Pippi Langstrumpf!

Das stärkste Mädchen der Welt (Louise Gwosdek/Paula Hoderlein) wohnt mit seinem Pferd und dem kleinen Affen Herrn Nilsson in der Villa Kunterbunt. Pippi ist herrlich ungezogen, lügt ganz wundervoll, macht, was sie will, und wird für Tommy (Luca Deckelmann) und Annika (Malou Dombrowsky / Katharina Kolb) die beste Freundin. Nur die Lehrerin des Dorfes (Melina Scharr / Desiree Hoer) meint, dass Pippi besser in einem Kinderheim aufgehoben wäre. Deshalb soll sie auch von den Polizisten Klang (Benjamin Uhthoff) und Larsson (Philipp Mitter) dorthin verfrachtet werden. Außerdem haben es die beiden Diebe Blom (Milissa Thomas / Marie Wunder) und Donner-Karlsson (Andrea Fröhlich) auf Pippis Goldtaler abgesehen. Doch Pippi macht allen einen Strich durch die Rechnung, indem sie die Schule auf den Kopf stellt, die Kaffeerunde mit Frau Prysselius (Luise Weber / Anna Suranovsky) ins Chaos stürzt und auf dem Jahrmarkt vor den Augen des Managers (Jana Uhthoff) dem „starken Adolf“ (Johannes Haas) die Grenzen aufzeigt.

Auch am FWG verkörperte Pippi mit viel Witz und dank liebevoller Kostüme, Requisiten und Kulissen die Sehnsucht nach Unangepasstheit und Stärke, aber vor allem nach Freiheit – eine Botschaft, die bei der mittlerweile 75 Jahre „alten“ Pippi Langstrumpf aktueller denn je erscheint. Und auch wenn Pippi ganz selbstverständlich nach ihren eigenen Regeln leben will, gab es auch am FWG traurige Momente, als Pippi im Traum von ihrer verstorbenen Mutter (Desiree Hoer / Melina Scharr) heimgesucht wird. Dass die jungen Schauspieltalente sowohl die fröhlich-ausgelassenen als auch diese sentimentalen Augenblicke auf der Bühne mit beeindruckender Ausdruckskraft für das Publikum spür- und erfahrbar machten, war die vielleicht größte Leistung des Abends. Am Ende reist dann doch noch Pippis verschollener Vater „Kapitän Langstrumpf“ (Johannes Haas) an, die Freundschaft zu Tommy und Annika ist jedoch stärker: Pippi bleibt in der Villa Kunterbunt – muss aber dennoch nach vier beeindruckenden Theaterabenden das FWG wieder verlassen. Eigentlich schade.

Weitere Rollen:

„Schulkinder“: Andrea Fröhlich, Marike Hänchen, Ella Korn, Emma Schmidt, Marie Wunder

Frau Settegren: Ella Korn / Emma Schmitt;

Frau Granberg: Cheyenne Burger

„Matrosen“ / „Jahrmarkt-Statisten“: Marike Hänchen, Emma Schmitt, Cheyenne Burger, Jana Uhthoff, Milissa Thomas

 

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